Blättertanz

Blättertanz
Leaf dance

Zürich, 2008

In eine Villa in Zürich sollte ein Lift eingebaut werden. Der beigezogene Architekt Felix Huber schlug statt dessen einen Anbau vor. Durch diesen entstanden als Verbindungszonen kleine Terrassen, wichtige Elemente, um das Haus stärker in seinen Garten einzubeziehen. Für die Gestaltung wurde die Künstlerin Chiara Fiorini verpflichtet – unter der Vorgabe, die Beziehung des Neubaus zur umgebenden Natur zu thematisieren.

Die Geländer der drei Terrassen bestehen aus Zeichnungen, die nach den Entwürfen der Künstlerin aus Metall geschnitten wurden. Da der eigentliche Lift nur eine Plattform ist, besteht der Liftschacht mit Ausnahme einer Betonwand ganz aus Glas, so dass es sich aufdrängte, ihn ins Gestaltungskonzept einzubeziehen. Chiara Fiorini setzte zwischen die Glasscheiben aus dunkelgrauer Folie ausgeschnittene Formen ein, die sich aus Distanz, vom Garten her gesehen, als Vergrösserungen der Terrassenmotive erweisen, aus der Nähe aber abstrakt wirken. Die Bauherrschaft liess, nach Abschluss der Arbeit, nach den Entwürfen der Künstlerin noch zwei Gartentüren gestalten. Das ganz auf den Garteninnenraum konzentrierte Projekt bekam so einen zunächst nicht vorgesehenen Bezug zum öffentlichen Raum.

Die Terrassengeländer bilden eine sich auf drei Stockwerke erstreckende Zeichnung aus formal reduzierten Blattformen. Beim Hindurchschauen entsteht ein intensives Wechselspiel mit den Bäumen der Umgebung. Die Zeichnung verädert sich stetig durch den Wechsel des Lichts, gewinnt etwa bei entsprechender Abendstimmung eine geheimnisvolle Farbigkeit, beginnt im Mondschein zu leuchten oder wird bei einfallendem Sonnenschein auf die Hauswand projiziert.

Auch die Zeichnungen des Liftschachts reagieren stark auf den Wechsel des Tageslichts, werfen Schattenbilder auf den Boden, die sich mit den viel präziseren vom Geländer erzeugten immer neu zu phantastisch-irritierenden Kompositionen verbinden. Auch das einheitliche Grau der durchscheinenden Schachtzeichnungen wird je nach Standpunkt der Betrachtenden durch Überlagerung und Lichteinfall zu einer Skala differenzierter Grautöne. Während das Geländer den Blick in die Horizontale lenkt, richtet er sich, den Liftschacht erfassend, in die Höhe, wo sich die Zeichnung auch mit Wolkenformationen verbinden kann.

Martin Kraft